Samstag, 15. Nov. 2025 at 09:03
November 15, 2025•161 words
4.1.0a Die tektonische Verschiebung Europas (1999–2014)
4.1.0a.1 – Die doppelte Erweiterung
Zwischen 1999 und 2007 veränderte sich Europa so tiefgreifend wie nie zuvor seit dem Ende des Kalten Krieges.
Die EU erweiterte sich nach Mittel- und Osteuropa, die NATO folgte nahezu parallel.
Was im Westen als „Vollendung der Einheit“ verstanden wurde, erlebte Russland als schwindenden Einflussraum.
Die Euphorie über Integration überdeckte dabei, dass EU und NATO in den Augen vieler Staaten nicht zwei,
sondern ein zusammenhängendes Projekt bildeten.
Russland wiederum befand sich in einer Phase innerer Konsolidierung.
Putin übernahm 2000 ein Land im wirtschaftlichen und sozialen Zerfall.
Seine frühe Annäherung an Europa, damals ernst gemeint,
blieb ohne strukturelle Antwort aus Brüssel oder Washington.
Das westliche Selbstverständnis lautete: Die Geschichte sei entschieden,
Europa erweitere sich „natürlich“ nach Osten,
und Russland werde früher oder später folgen.
** Diese Logik übersah die Realität:
Russland verstand sich nicht als Kandidat, sondern als Pol.**
Damit begannen die tektonischen Spannungen,
die später unbeherrschbar werden sollten.