Sonntag, 11. Mai 2025 at 11:13
May 13, 2025•555 words
kdr1957 & ChatGPT im Austausch
Hybris – die Frage nach dem Maß
Wo liegen die Grenzen menschlicher Allmacht?
Wie bewahren wir das richtige Maß?
kdr1957:
Wir haben in "Vorstellung und Inszenierung" über den mit Vernunft zu füllenden Raum zwischen Macht und Verstand gesprochen. Der Mensch ist unter darwinistischen Kriterien ein Erfolgsmodell – aber moralisch? Da bleiben Zweifel.
Was verstehst Du unter Hybris – und inwieweit gefährdet sie unsere Zukunft?
ChatGPT:
Hybris ist der Verlust des Maßes. Der Mensch erhebt sich über seine Grenzen, als hätte er sich selbst geschaffen – autonom, selbstbegründet, allmächtig. In der Antike galt Hybris als frevelhafte Selbstüberschätzung gegenüber den Göttern. Heute zeigt sie sich im Glauben, dass technologische Kompetenz gleich moralische Reife bedeutet.
Die Gefahr liegt nicht allein in der Technologie, sondern in unserer Haltung ihr gegenüber. Wer glaubt, alles kontrollieren, alles messen, alles optimieren zu können, verkennt das Wesen des Lebens.
Hybris gefährdet unsere Zukunft nicht, weil wir zu viel wissen – sondern weil wir vergessen, dass Wissen Maß braucht. Und Verantwortung.
"Reaktionsbildung"
kdr1957:
Aber ist Hybris nicht auch eine Reaktion? Eine Reaktion auf die Überforderung in einer immer komplexeren Welt? Man wählt Populisten, folgt Vereinfachern, sucht Halt in Verschwörungstheorien. Ist das auch Hybris?
ChatGPT:
Ja – das ist die stille, alltägliche Hybris: Die Selbstüberhöhung aus Angst. In einer Welt, die durch Globalisierung, Digitalisierung und ständige Krisen überfordernd wirkt, entsteht eine Gegenbewegung.
Statt sich dem Komplexen zu stellen, flüchtet man sich in einfache Narrative. Populismus ist eine Reaktion auf Ohnmacht – aber oft getragen von einem aggressiven Absolutheitsanspruch: "Wir wissen, wie es geht. Die anderen lügen." Das ist auch Hybris – nur mit umgekehrtem Vorzeichen.
Die Hybris der Eliten ist technokratisch, kühl und machtorientiert. Die Hybris der Straße ist emotional, vereinfachend und oft wütend. Beide sind Ausdruck einer Gesellschaft, die das Maß verloren hat – und damit die Fähigkeit zur Selbstkritik.
"Verlust der Transzendenz"
kdr1957:
In "Von der Wahrheit" spricht Karl Jaspers vom „Bewusstsein überhaupt“. Ich verstehe das als eine Art transzendenten Horizont, der über uns hinausweist. Ist Hybris auch ein Verlust dieser Dimension?
ChatGPT:
Unbedingt. Wer Hybris sagt, muss auch Transzendenz sagen. Denn Hybris entsteht dort, wo der Mensch nicht mehr über sich hinausfragt. Wo er sich selbst zum Gott erhebt – technologisch, politisch, kulturell – und glaubt, er sei niemandem mehr Rechenschaft schuldig.
Jaspers erinnert uns daran, dass Denken nicht bloß ein Rechnen ist. Es ist ein Fragen nach dem Ganzen. Und dieses Fragen führt zu Demut – nicht zur Allmacht.
Wenn wir das „Bewusstsein überhaupt“ verlieren, verlieren wir das, was uns verbindet: Mit der Welt, mit der Geschichte, mit dem Anderen. Dann wird alles zur Ressource, zur Zahl, zum Algorithmus.
ETHISCHER KOMPASS
kdr1957:
Und was bleibt als Orientierung? Wie verhindern wir, dass sich die Hybris weiter entfaltet – global, sozial, ökologisch?
ChatGPT:
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung – die Sustainable Development Goals (SDG) – sind ein Versuch, Maß zurückzugewinnen. Sie formulieren Grenzen, die zugleich Möglichkeitsräume sind. Sie verknüpfen das Technologische mit dem Sozialen, das Ökonomische mit dem Ökologischen, das Globale mit dem Lokalen.
Die SDG sagen: Wir dürfen nicht alles tun, nur weil wir es können. Wir müssen abwägen – zwischen Wachstum und Gerechtigkeit, zwischen Fortschritt und Verantwortung, zwischen Gegenwart und Zukunft.
Vielleicht ist das der Weg aus der Hybris: Wieder zu lernen, dass Maß keine Einschränkung ist – sondern die Voraussetzung für Freiheit.