Samstag, 15. Nov. 2025 at 09:06

4.1.0a.3 – Der Bruch von Bukarest (2008)

Der NATO-Gipfel in Bukarest 2008 war ein Wendepunkt –
eine stille, aber reale strategische Zäsur.

Deutschland und Frankreich warnten vor einer Einladung an Ukraine und Georgien:
Sie würden damit Versprechen machen, die sie nicht einlösen können.
Die USA drängten dennoch auf eine Perspektive „Membership Action Plan“.

Das Ergebnis war ein Kompromiss, der keiner war:
• kein Beitritt,
• aber das öffentliche Versprechen eines zukünftigen Beitritts.
Egon Bahr nannte dies später
„den verantwortungslosesten Satz der Allianz seit 1949“.

Denn der Satz hatte eine doppelte Wirkung:
• In der Ukraine entstand die Erwartung, sich nach Westen orientieren zu können – ohne Schutzgarantie.
• In Russland entstand die Gewissheit, dass die NATO die letzte rote Linie überschreiten wolle.

Noch im selben Jahr eskalierte der Georgien-Konflikt.
In Moskau wurde er als Auftakt westlicher Einmischung gelesen,
im Westen als Beweis russischer Aggression.

Beide Seiten interpretierten dasselbe Ereignis spiegelverkehrt.
Das war der eigentliche Bruch.

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