1 - Metaphysik und Ontologie

1.1 Was heißt „existieren“?

  • A: Quineanischer Ontologie-Begriff: Quine definiert Existenz damit, dass etwas genau dann existiert, wenn es als Wert gebundener Variablen in unseren besten Theorien vorkommt. (Wikipedia)
  • B: Meinongianischer Objekt-Pluralismus: Meinong hält sogar nicht-aktuale Gegenstände für ontologisch statusfähig, allerdings ohne den Seinsmodus der Aktualität. (Wikipedia)
  • C: Neo-Fregeanischer Abstraktionismus: Nach den Abstraktionsprinzipien der Neo-Fregeaner existieren Dinge wie Zahlen konstruktiv-logisch durch begriffliche Ableitung. (Wikipedia)

1.2 Was ist die grundlegende Natur der Wirklichkeit?

  • A: Materialismus / Physikalismus: Alles Fundamentale besteht aus physikalischen Entitäten, wobei Mentales auf Physisches reduzierbar ist. (Wikipedia)
  • B: Idealismus: Die materielle Welt existiert letztlich nur als Erscheinung oder Inhalt des Geistes. (Wikipedia)
  • C: Dualismus: Realität enthält zwei irreduzible Bereiche, einen physischen und einen mentalen. (Wikipedia)
  • D: Neutraler Monismus: Es gibt nur eine neutrale Ursubstanz, die sich kontextabhängig als geistig oder physisch zeigt. (Stanford)

1.3 Gibt es eine vom Bewusstsein unabhängige Außenwelt?

  • A: Metaphysischer Realismus: Objekte und Eigenschaften bestehen objektiv unabhängig von Wahrnehmung oder Sprache. (Wikipedia)
  • B: Antirealismus / Konstruktivismus: Die Welt, wie wir sie kennen, ist wesentlich ein Produkt geistiger oder sozial-sprachlicher Konstruktionen. (Wikipedia)

1.4 Existieren abstrakte Objekte?

  • A: Platonismus: Abstrakte Entitäten wie Zahlen oder Propositionen existieren zeit- und raumlos sowie geistunabhängig. (Wikipedia)
  • B: Nominalismus: Nur konkrete Einzeldinge existieren, während Abstrakta bloße Namen oder Hilfskonstruktionen sind. (Wikipedia)
  • C: Konzeptualismus: Abstrakte Objekte existieren lediglich als mentale Konzepte im Bewusstsein. (Wikipedia)
  • D: Moderater Realismus: Universalien sind real, jedoch nur insofern sie in konkreten Dingen instanziiert sind. (Wikipedia)

1.5 Was sind Eigenschaften? (Universalien-Problem)

  • A: Strenger Realismus: Eigenschaften sind mindunabhängige, wiederholbare Universalien, die in vielen Dingen vorkommen. (Wikipedia)
  • B: Trope-Theorie: Jede Eigenschaftsinstanz ist ein nicht-teilbarer Tropus, und Ähnlichkeit erklärt Allgemeinheit. (Wikipedia)
  • C: Klassischer Nominalismus: Eigenschaften sind nichts anderes als Klassen ähnlicher Objekte ohne eigene Existenz. (Wikipedia)

1.6 Substanz oder Prozess?

  • A: Substanz-Metaphysik: Dauerhafte Substrate tragen wechselnde Eigenschaften, während Veränderung Attributwechsel ist. (Wikipedia)
  • B: Prozess-Metaphysik: Wirklichkeit besteht primär aus dynamischen Prozessen, und scheinbare Dinge sind Prozessbündel. (Wikipedia)

1.7 Raum-Ontologie

  • A: Substantialismus / Absolutismus: Raum ist eine eigenständige Entität, die unabhängig von Objekten existiert. (Stanford)
  • B: Relationismus: Raum reduziert sich auf die Gesamtheit räumlicher Relationen zwischen Objekten. (Wikipedia)
  • C: Kantischer Idealismus: Raum ist eine apriorische Anschauungsform, die der menschliche Verstand der Erfahrung auferlegt. (Wikipedia)

1.8 Zeit-Ontologie

  • A: Presentismus: Nur die Gegenwart existiert wirklich, Vergangenheit und Zukunft nicht. (Wikipedia)
  • B: Eternalismus (Block-Universum): Alle Zeitpunkte sind gleichermaßen real wie räumliche Orte in einem Block. (Wikipedia)
  • C: Growing-Block-Theorie: Vergangenes und Gegenwärtiges sind real, während die Zukunft noch hinzu­wächst. (Wikipedia)

1.9 Naturgesetze – was sind sie?

  • A: Humeanische Regularitäten: Gesetze sind bloße Beschreibung wiederkehrender Faktmuster ohne Notwendigkeit. (Wikipedia)
  • B: Dispositionaler Realismus: Gesetze wurzeln in realen Dispositionen oder Kräften der Dinge. (Wikipedia)
  • C: Necessitarianismus (Governing Laws): Gesetze sind fundamentale Nomina, die das Verhalten von Entitäten kausal lenken. (Wikipedia)

1.10 Kausalität

  • A: Regularitätstheorie: Kausalität besteht in der konstanten zeitlichen Abfolge gleichartiger Ereignisse. (Wikipedia)
  • B: Kontrafaktische Analyse: Ein Ereignis X verursacht Y, wenn Y ohne X nicht eingetreten wäre. (Stanford)
  • C: Interventionismus: Ursache und Wirkung werden über mögliche Eingriffe definiert, die systematisch Veränderungen bewirken. (Stanford)
  • D: Prozesstheorie / Mechanischer Realismus: Kausalität bezieht sich auf Prozesse, in denen physische Größen übertragen werden. (Stanford, Wikipedia)

1.11 Modalität – Möglichkeit und Notwendigkeit

  • A: Mögliche-Welten-Realismus (Lewis): Alle möglichen Welten existieren konkret und sind kausal isoliert voneinander. (Wikipedia)
  • B: Aktualismus / Modal-Ersatzismus: Nur die aktuale Welt existiert; andere Welten sind abstrakte Beschreibungen. (Stanford, Wikipedia)
  • C: Modaler Fiktionalismus: Aussagen über mögliche Welten sind nützliche, aber nicht wörtlich wahre Fiktionen. (Wikipedia)
  • D: Essentialismus: Dinge besitzen notwendige Kerneigenschaften, die ihre Identität bestimmen. (Wikipedia)

1.12 Teil-Ganzes-Beziehungen (Mereologie)

  • A: Mereologischer Nihilismus: Es existieren nur unzusammengesetzte Simples, keine komplexen Gegenstände. (Stanford)
  • B: Unbeschränkter Universalismus: Für jede beliebige Teilmenge gibt es ein zusammengesetztes Ganzes. (Stanford)
  • C: Restriktiver Kompositionalismus: Teile bilden nur dann ein Ganzes, wenn bestimmte Integrations­bedingungen erfüllt sind. (Stanford)
  • D: Soziale Mereologie: Gruppen gelten als reale Ganzheiten mit eigenen mereologischen Eigenschaften. (Stanford)

1.13 Persistenz von Objekten über Zeit

  • A: Enduranz: Ein Objekt ist zu jedem Zeitpunkt ganz anwesend und bleibt numerisch identisch. (Stanford)
  • B: Perduranz (Vier-Dimensionalismus): Objekte bestehen aus zeitlichen Teilen, die gemeinsam das Ganze ausmachen. (Stanford)
  • C: Exduranz (Stage-Theory): Ein Objekt ist eine Moment­phase, die durch Gegenparts mit anderen Phasen verbunden ist. (Stanford)

1.14 Personale Identität

  • A: Psychologische Kontinuität: Identität folgt der Kontinuität von Bewusstsein, Erinnerungen und Charakter. (Stanford)
  • B: Animalismus / Körperkontinuität: Identität beruht auf dem biologischen Fort­bestand des Organismus. (Stanford)
  • C: Kein-Selbst / Bündeltheorie: Eine Person ist lediglich ein Bündel fluktuierender psychischer Zustände ohne dauerhaftes Selbst. (Wikipedia)
  • D: Nicht-Reduktionismus: Personale Identität ist ein fundamentales Faktum, das auf keine Relation reduzierbar ist. (Stanford)

1.15 Geist–Körper-Problem

  • A: Substanzdualismus: Geist und Körper sind zwei interagierende, aber ontologisch getrennte Substanzen. (Wikipedia)
  • B: Eigenschaftsdualismus: Es gibt nur eine Substanz, jedoch physische und nicht-physische Eigenschaften. (Stanford)
  • C: Identitätstheorie: Mentale Zustände sind identisch mit spezifischen neuronalen Zuständen. (Wikipedia)
  • D: Funktionalismus: Mentale Zustände sind durch ihre kausale Rolle definiert und substrategal. (Wikipedia)
  • E: Eliminativer Materialismus: Alltagspsychologische Begriffe wie „Glauben“ referieren nicht auf reale Entitäten. (Stanford)

1.16 Bewusstseinstheorien

  • A: Funktionalistische Bewusstseinstheorie: Bewusstsein resultiert aus der funktionalen Organisation von Zuständen. (Wikipedia)
  • B: Eigenschaftsdualismus (Qualia): Bewusstsein enthält nicht-physische Qualitäten, die irreduzibel sind. (Stanford)
  • C: Repräsentationalismus: Bewusste Zustände sind bestimmte Arten mentaler Repräsentationen. (Stanford)
  • D: Höhere-Ordnung-Theorien: Ein Zustand ist bewusst, wenn ein höherer mentaler Zustand ihn zum Gegenstand hat. (Stanford)
  • E: Panpsychismus: Bewusstsein ist eine grundlegende Eigenschaft aller Materie im Universum. (Stanford)

1.17 Freier Wille

  • A: Libertarismus: Menschen verfügen über indeterministische Handlungsfreiheit, weshalb Determinismus falsch sein muss. (Stanford)
  • B: Kompatibilismus: Selbst determinierte Handlungen können frei sein, sofern sie unverzwingt aus eigenen Motiven erfolgen. (Wikipedia)
  • C: Harter Determinismus: Vollständiger Determinismus macht genuin freien Willen unmöglich. (Stanford)
  • D: Revisionismus: Das Alltagskonzept des freien Willens sollte an wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst werden. (Stanford)

1.18 Moralische Eigenschaften (Metaethik)

  • A: Moralischer Realismus: Moralische Werte und Pflichten existieren objektiv in der Welt. (Wikipedia)
  • B: Nonkognitivismus / Expressivismus: Moralische Urteile äußern Gefühle oder Einstellungen statt Tatsachenbehauptungen. (Wikipedia)
  • C: Fehler-Theorie: Moralische Aussagen zielen auf Objektivität, sind jedoch sämtlich falsch, weil solche Werte nicht existieren. (Wikipedia)

1.19 Natürliche Arten

  • A: Essentialismus: Arten besitzen unveränderliche, notwendige Essenzen, die ihre Mitglieder definieren. (Wikipedia)
  • B: Homeostatic-Property-Cluster: Arten sind Bündel typischer, aber nicht notwendiger Merkmale, die stabil zusammenwirken. (Wikipedia)
  • C: Eliminativismus: Der Artenbegriff ist ein willkürliches Etikett ohne echte ontologische Grenze. (Wikipedia)

1.20 Soziale Ontologie

  • A: Kollektive Intentionalität / Institutioneller Realismus: Soziale Tatsachen existieren kraft gemeinsamer intentionaler Akte. (Wikipedia, Stanford)
  • B: Sozialer Konstruktivismus: Institutionen wie Geld oder Ehe bestehen nur durch soziale Praktiken und Diskurse. (Wikipedia)
  • C: Eliminativer Individualismus: Alle sozialen Phänomene lassen sich restlos auf Individuen und deren Handlungen reduzieren. (Wikipedia)

1.21 Mathematische Objekte

  • A: Platonismus (Mathematik): Zahlen und Mengen existieren als abstrakte Entitäten außerhalb von Raum und Zeit. (Stanford)
  • B: Formalismus: Mathematik ist ein regelgeleitetes Manipulieren von Symbolen ohne ontologischen Gehalt. (Stanford)
  • C: Intuitionismus: Mathematische Wahrheiten bestehen nur in konstruktiven Akten des Geistes. (Stanford)
  • D: Fiktionalismus: Mathematische Sätze sind nützliche Fiktionen, die nicht wörtlich wahr sind. (Stanford)
  • E: Strukturalismus: Die Mathematik befasst sich mit abstrakten Strukturen, nicht mit individuellen Objekten. (Stanford)
  • F: Indispensability-These (Quine–Putnam): Mathematische Entitäten müssen existieren, weil sie für die Wissenschaft unverzichtbar sind. (Wikipedia)

1.22 Teleologie – Haben Dinge Zwecke?

  • A: Klassische Teleologie: Natürliche Prozesse haben inhärente Ziele oder wurden von einem Schöpfer zweckhaft angelegt. (Wikipedia)
  • B: Mechanistisches Weltbild: Naturvorgänge sind blinde Kausalreihen ohne inneren Zweck, und Teleologie ist Projektion. (Wikipedia)

1.23 Information

  • A: Syntaktische Information (Shannon): Information bedeutet statistische Reduktion von Unsicherheit in Nachrichtensystemen. (Wikipedia)
  • B: Semantische Information: Information umfasst notwendig Bedeutung und Wahrheitsgehalt neben bloßer Syntax. (Stanford)
  • C: Struktureller Realismus: Die Welt besteht letztlich aus Relationen und informationellen Strukturen. (Stanford)
  • D: Integrierte Informationstheorie: Bewusstsein korreliert mit dem Grad integrierter Information in einem System. (Wikipedia)

1.24 Induktionsproblem

  • A: Humescher Skeptizismus: Es gibt keine rationale Garantie dafür, dass die Zukunft der Vergangenheit ähnelt. (Stanford)
  • B: Pragmatische Rechtfertigung: Induktion ist rational, weil sie sich praktisch immer wieder bewährt. (Stanford)
  • C: Einheitlichkeit der Natur: Induktion ist über das metaphysische Prinzip einer gleichförmigen Natur gerechtfertigt. (Stanford)
  • D: Bayesianismus: Wahrscheinlichkeits-Updates nach Bayes liefern eine formale Rechtfertigung induktiven Schließens. (Stanford)

1.25 Ist „Nichts“ möglich?

  • A: Metaphysischer Nihilismus: Vorstellbar sind mögliche Welten ohne jegliche Entitäten. (Wikipedia)
  • B: Heidegger / Parmenides (Wesentliches-Sein-Prinzip): Eine absolute Leere ist unmöglich, da Sein notwendig ist. (Wikipedia, Stanford)
  • C: Logischer Positivismus: Fragen nach dem Nichts sind bedeutungslos, da empirisch unverifizierbar. (Wikipedia)
  • D: Quantenvakuum-Ansatz: Das physikalische Vakuum ist kein Nichts, sondern ein energetischer Zustand voller Fluktuationen. (Wikipedia)

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