10 - Ästhetik & Geschichtsphilosophie
June 24, 2025•1,200 words
10.1 Was ist das Wesen der Schönheit?
- A: Platonischer Objektivismus: Schönheit existiert als transzendente Idee unabhängig vom Betrachter. (Platonische Ästhetik; Platonismus – Ästhetik)
- B: Aristotelischer Formalismus: Harmonie und Proportion der Teile begründen Schönheit. (Aristoteles zu Schönheit; Harmonie (Kunst))
- C: Kantischer Formalismus: Schönheit ist ein interesseloses Wohlgefallen der reinen Anschauung. (Kritik der Urteilskraft)
- D: Humescher Subjektivismus: Schönheit liegt allein im Auge des Betrachters. (Humes Ästhetik)
- E: Evolutionäre Ästhetik: Schönheitsempfinden hat eine biologische Adaptationsbasis. (Evolutionary aesthetics)
10.2 Sind ästhetische Urteile objektiv, subjektiv oder intersubjektiv?
- A: Ästhetischer Objektivismus: Ästhetische Eigenschaften sind im Objekt begründet. (Aesthetic objectivism)
- B: Radikaler Subjektivismus: Urteile sind reine Geschmacksäußerungen ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. (Subjektivismus)
- C: Kantischer Intersubjektivismus: Subjektive Urteile reklamieren allgemeine Zustimmung durch geteilte Urteilskraft. (Kritik der Urteilskraft – Analytik)
- D: Inter-Subjektiver Konsens: Verständigung innerhalb gemeinsamer Kommunikationsregeln stiftet Geltung. (Ästhetisches Urteil)
10.3 Was macht etwas überhaupt zu Kunst?
- A: Mimesis-Theorie: Kunst ist Nachahmung der Wirklichkeit. (Mimesis; Poetik (Aristoteles))
- B: Expressionstheorie: Kunst ist Ausdruck innerer Gefühle. (Expressionistische Ästhetik; Expressionismus)
- C: Ästhetischer Formalismus: Der Wert liegt allein in Form und Komposition. (Formalismus (Kunstgeschichte))
- D: Institutionstheorie: „Kunst“ ist, was die Kunstwelt als solche anerkennt. (Artworld; Institutionstheorie (Kunst))
- E: Symbolismus: Kunstwerke sind Träger von Bedeutungen und Zeichen. (Symbolismus)
10.4 Welche Hauptfunktionen kann Kunst erfüllen?
- A: Moralismus: Kunst soll ethisch bessern. (Platon – Kunsttheorie)
- B: Autonomieästhetik: Kunst ist zweckfrei, „l’art pour l’art“. (L’art pour l’art)
- C: Kognitive Theorie: Kunst vermittelt eigenständige Erkenntnisse. (Hegels Ästhetik)
- D: Engagement-Theorie: Kunst trägt gesellschaftliche Verantwortung. (Engagierte Literatur; Politische Kunst)
- E: Katharsis-Konzept: Kunst reinigt Emotionen durch Mitleid und Furcht. (Katharsis)
10.5 Ist Kunst moralisch gebunden oder autonom?
- A: Moralischer Essentialismus: Ein Werk kann nur ästhetisch wertvoll sein, wenn es moralisch gut ist. (Ethik)
- B: Ästhetizismus/Autonomismus: Ästhetischer Wert ist unabhängig von Moral. (Ästhetizismus)
- C: Kontextualismus: Moral kann die ästhetische Wirkung beeinflussen, bleibt aber ein Faktor unter vielen. (Kontextualismus)
10.6 Besteht Kunst primär in Darstellung, Expression oder Symbolik?
- A: Mimetischer Ansatz: Nachahmung der Wirklichkeit. (Mimesis)
- B: Expressionismus: Unmittelbarer Gefühlsausdruck. (Expressionismus)
- C: Symbolismus: Vermittlung von Bedeutungen durch Zeichen. (Symbolismus)
10.7 Welche Rolle spielen Form und Inhalt für den ästhetischen Wert?
- A: Formalistischer Ansatz: Die formale Struktur ist ausschlaggebend. (Formalismus)
- B: Inhaltsorientierter Ansatz: Der geistige Gehalt hat Vorrang vor der Form. (Hegels Inhaltsästhetik)
- C: Dialektische Einheit: Form und Inhalt bedingen sich gegenseitig. (Adornos Ästhetische Theorie)
10.8 Wie unterscheiden sich das Schöne und das Erhabene?
- A: Kantisches Erhabenes: Überschreitung der Vorstellungskraft stärkt die Vernunft. (Erhabenheitsbegriff)
- B: Burkescher Schrecken: Erhabenes mischt Furcht mit Lust. (Edmund Burke – Ästhetik)
- C: Postmodernes Sublime: Verweist auf Grenzen der Darstellbarkeit. (Lyotard)
10.9 Ist das Hässliche eine eigenständige ästhetische Kategorie?
- A: Privationstheorie: Hässliches ist bloß Abwesenheit des Schönen. (Privation)
- B: Moderne Ästhetik des Hässlichen: Das Hässliche besitzt eigene Qualitäten. (Ästhetik des Hässlichen)
- C: Dialektische Integration: Moderne Kunst bindet das Hässliche zur Wahrheitsstiftung ein. (Adornos Kunsttheorie)
10.10 Was ist Kitsch?
- A: Emotionaler Betrug: Kitsch bietet standardisierte Gefühle ohne Ernst. (Kitsch)
- B: Brochs „Böses in der Kunst“: Kitsch verkehrt Wirklichkeit zur süßen Illusion. (Hermann Broch)
10.11 Wie entsteht künstlerische Kreativität und Originalität?
- A: Inspirationstheorie: Göttliche Begeisterung oder Wahnsinn schafft Kunst. (Platons Ion)
- B: Kantische Geniustheorie: Das Genie gibt der Kunst die Regel via originärer Schöpfung. (Genie – Kant)
- C: Psychoanalytische Sublimation: Kunst verarbeitet unbewusste Triebe. (Sublimierung)
- D: Soziologisches Feldkonzept: Kreativität entsteht im Spannungsfeld sozialer Positionen. (Bourdieu – Regeln der Kunst)
10.12 Lassen sich Kunstwerke nach festen Kriterien bewerten?
- A: Klassischer Kritizismus: Es existieren kanonische Maßstäbe. (Francis Hutcheson)
- B: Relativismus: Bewertungsmaßstäbe variieren kulturell. (Relativismus)
- C: Objektive-Liste-Ansatz: Bestimmte Eigenschaften (Komplexität, Kohärenz) gelten kulturübergreifend. (Aesthetic value)
10.13 Welche Rolle spielt das Publikum bei der Bedeutung von Kunst?
- A: Intentionalismus: Sinn liegt in der Absicht des Künstlers. (Intentionalismus)
- B: Rezeptionsästhetik: Bedeutung entsteht im Akt der Rezeption. (Rezeptionsästhetik)
- C: Konventionalismus: Gemeinsame Regeln lenken Interpretation. (Konventionalismus)
- D: Tod des Autors: Die Autorintention ist irrelevant, Bedeutung entsteht im Text. (Der Tod des Autors)
10.14 Hat die Geschichte eine Richtung oder ein Ziel?
- A: Hegelscher Teleologismus: Geschichte verwirklicht die Freiheit des Geistes. (Geschichtsphilosophie – Hegel)
- B: Marxistischer Determinismus: Klassenkampf führt zur klassenlosen Gesellschaft. (Historischer Materialismus)
- C: Christliche Heilsgeschichte: Linearer göttlicher Heilsplan. (Heilsgeschichte)
- D: Kontingenzthese: Geschichte ist offen und ziellos. (Kontingenz)
10.15 Gibt es Fortschritt in der Geschichte?
- A: Aufklärerischer Progressivismus: Menschheit schreitet zu Vernunft und Freiheit fort. (Fortschritt)
- B: Kritische Theorie: Technischer Fortschritt bringt neue Barbarei. (Dialektik der Aufklärung)
- C: Kulturpessimismus: Geschichte bedeutet Verfall statt Fortschritt. (Kulturpessimismus)
- D: Differenzierungstheorie: Funktionale Ausdifferenzierung ist wertneutral. (Systemtheorie – Luhmann)
10.16 Ist der Geschichtsverlauf deterministisch, zufällig oder probabilistisch?
- A: Historiographischer Determinismus: Ökonomie oder Naturgesetze bestimmen den Verlauf. (Historischer Materialismus)
- B: Zufall & Kontingenz: Ereignisse sind wesentlich kontingent. (Karl Popper)
- C: Probabilistische Mischung: Regelmäßigkeiten ohne strenge Notwendigkeit. (Fernand Braudel)
10.17 Wer bestimmt die Geschichte – Individuen oder Strukturen?
- A: Great-Man-Theory: Großtaten einzelner Helden prägen die Geschichte. (Great man theory)
- B: Strukturalismus: Diskurse und Machtstrukturen lenken Ereignisse. (Michel Foucault)
- C: Wechselwirkungstheorie: Individuum und Struktur bedingen einander. (Max Weber)
10.18 Ist Geschichtswissenschaft wissenschaftlich möglich?
- A: Positivismus: Geschichte kann exakte Gesetze liefern. (Positivismus)
- B: Hermeneutik: Verstehen statt Erklären mittels Horizontverschmelzung. (Wilhelm Dilthey)
- C: Kritische Theorie: Geschichtswissenschaft muss ideologiekritisch reflektieren. (Kritische Theorie)
10.19 Lassen sich moralische Lehren aus der Geschichte ziehen?
- A: Historia magistra vitae: Geschichte lehrt praktisches Handeln. (Historia magistra vitae)
- B: Skepsis: Aus dem Sein folgt kein Sollen (naturalistischer Fehlschluss). (Naturalistischer Fehlschluss)
- C: Kritischer Pragmatismus: Fallstudien der Geschichte fördern ethische Reflexion. (Reinhold Niebuhr)
10.20 Welche Bedeutung hat Erinnerungskultur für historische Wahrheit?
- A: Objektiver Historizismus: Erinnerung soll Fakten treu abbilden. (Historismus)
- B: Kollektives Gedächtnis: Erinnerung konstituiert soziale Identität. (Kollektives Gedächtnis)
- C: Kritische Erinnerung: Reflektiert Differenz von Geschichte und kulturellem Gedächtnis. (Aleida Assmann)
10.21 Welche Rolle spielt Technologie in historischen Entwicklungen?
- A: Technologischer Determinismus: Technik formt Gesellschaft zwingend. (Technischer Determinismus)
- B: Sozialkonstruktivismus: Gesellschaftliche Werte steuern Technikentwicklung. (Sozialkonstruktivismus)
- C: Ko-Evolutionärer Ansatz: Technik und Gesellschaft beeinflussen sich wechselseitig. (Bruno Latour)
10.22 Haben Epochenbegriffe realen Status oder sind sie Konstrukte?
- A: Substanzialistischer Epochenrealismus: Epochen sind reale historische Einheiten. (Epoche)
- B: Historiographischer Nominalismus: Epochen sind bloße Namen der Forschung. (Nominalismus)
- C: Instrumentalistischer Pragmatismus: Periodisierungen sind nützliche Ordnungshilfen. (Instrumentalismus)
10.23 Gibt es Gesetze in der Geschichte?
- A: Nomologischer Ansatz: Historische Erklärungen subsumieren Ereignisse unter allgemeine Regeln. (Hempel-Schema)
- B: Idiographischer Ansatz: Geschichte beschreibt das Einmalige ohne Gesetzmäßigkeit. (Idiographisch-nomothetisch)
- C: Emergenztheorie: Geschichtliche Gesetzmäßigkeiten sind irreduzibel gegenüber Naturgesetzen. (Emergenz)
10.24 Wiederholt sich die Geschichte?
- A: Zyklische Theorie: Kulturen durchlaufen Aufstieg und Niedergang in wiederkehrenden Zyklen. (Geschichtszyklus; Spengler)
- B: Lineare Geschichtsauffassung: Geschichte ist ein einmaliger, zielgerichteter Prozess. (Lineares Geschichtsbild)
- C: Spiral-Modell: Ähnliche Konstellationen kehren auf höherer Stufe wieder. (Dialektik)
10.25 Gibt es ein „Ende der Geschichte“?
- A: Fukuyama-These: Liberale Demokratie als finales Stadium der Ideengeschichte. (Das Ende der Geschichte)
- B: Marxistische Teleologie: Endzustand einer klassenlosen Gesellschaft. (Karl Marx)
- C: Posthistorischer Pluralismus: Vielfältige Entwicklungen ersetzen jede Endpunkt-Erzählung. (Slavoj Žižek)