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Di 26.04.2022

Die Szenische Lesung fällt wegen eines Corona-Falls aus. Ich sitze in aufgewühlter Leere in meinem Kinosessel zuhause und fühle mich unwirksam. Nachdem allen Beteiligten bescheid gegeben habe, erfahre ich, dass die Veranstalter einen Ersatztermin festgelegt haben, ohne die Beteiligten zu fragen. Ich kann an dem Tag natürlich nicht und schreibe wütende E-Mails. Nach einiger Zeit geben die Veranstalter nach und wir finden einen neuen Termin, zu dem ich von meinem Kinosessel aus meine Kommiliton:innen akquiriere. Ich fühle, dass ich das machen muss, weil sich sonst keiner berufen fühlt. Nebenher ruft mich noch die Dramaturgin der Lesung an und fragt, ob ich nicht eine gefilmte Probe meiner Lesung in meiner Abwesenheit projizieren lassen möchte, damit die Lesung am ursprünglichen Termin statt finden kann. Ich habe soviel Arbeit in diese Lesung investiert, dass ich über diesen Vorschlag laut ins Telefon lache. Humor ist mein Sicherheitsventil!

Dann rufe ich aus meinem Kinosessel die Historikerin an, mit der ich vor zwei Jahren für die Ausstellung (siehe Tag 23) zusammen gearbeitet hatte. Wir schütteln beide den Kopf über die Kommunikationslöcher des Museums. Sie erzählt, dass sie sich gerade in Dresden für ein großes Recherche-Projekt von "alten weißen Männern" ihre Arbeit erklären lassen muss. Wir werden uns immer sympathischer und beschließen, nächste Woche mit den Kindern über das Tempelhofer Feld spazieren zu gehen.

Abends Vorstellung. Energie weniger gut, als gestern, eine Gruppe junger Leute schaut nachdenklich zu uns auf die Bühne. Ich schaue nachdenklich zurück.


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