Leser:innenbrief an ORF: DAS GESPRÄCH - Plattform für Rassismus?

Ich habe mir kürzlich DAS GESPRÄCH moderiert von Dr.in Susanne Schnabl-Wunderlich zum Thema „Sexualstrafrecht: Wie notwendig ist eine Verschärfung?“ angesehen und war gelinde gesagt - schockiert, wie hier Rassismus und Hass gegen Muslime eine unkritische Plattform geboten wurde.

Eingeladen war unter anderen Susanne Fürst von der FPÖ. Im Laufe der Sendung hat sie

  • mehrmals erklärt, dass Gruppenvergewaltigungen ein ausschließlich migrantisches/syrisches/afghanisches Problem seien,
  • Verschwörungstheorien über eine muslimische Weltverschwörung geäußert,
  • erklärt, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund nicht vollständig integrieren lassen und „wir“ „sie“ deshalb zurück schicken müssen,
  • erklärt, dass hier aufgewachsene und sozialisierte Menschen ebenfalls nicht integriert sind/sein können und man sie deshalb außer Landes bringen muss.

Was hier von der FPÖ verbreitet wird, ist keine Meinung sondern Hass und Hetze. So oft im ORF über das Thema „Hass im Netz“ berichtet wird, sollte eigentlich klar sein, dass „Hass und Hetze im TV“ genau so wenig akzeptiert werden können.

Während es enttäuschend zu sehen ist, dass die anderen Gäste dem kaum Einhalt geboten haben, ist es eine Tragödie, dass seitens der Moderation nicht klargestellt wurde, dass soviel offensichtlicher Rassismus und die geforderte „Remigration“ nicht tolerierbar sind. Meinungsfreiheit geht weit, aber nicht bis zur Hetze gegen Minderheiten die „kulturell nicht zu uns passen“.

Es war von vornherein klar, dass von der FPÖ so etwas zu erwarten ist. Man hätte sich für ein wichtiges Diskussionsformat also entsprechend vorbereiten, und der Hetze aktiv entgegentreten können. Es reicht nicht aus, die Aussagen von Frau Fürst mit „ja, X haben wir jetzt gehört, sprechen wir über Y“ unter den Teppich zu kehren. Es muss aktiv angesprochen werden, dass „X“ rassistische Politik und hetzerische Rhetorik ist. In einem politischen Diskussionsformat kann man sich auch nicht darauf hinausreden, dass es hier um ein anderes Thema geht. Geschürter Rassismus ist offensichtlich ein Teil der Thematik - vorallem wenn

die FPÖ schon seit Jahren von den „ausländischen Gruppenvergewaltigern“ spricht, die sich „nicht integrieren und unsere Werte nicht teilen“ wollen.

Auch durch Frau Herr von der SPÖ wäre dieser offensiver zu führen. Wer an sozialistische oder zumindest sozialdemokratische Politik glaubt, kann rassistische Spaltung nicht tolerieren und hinnehmen. Sozialpolitik wird unglaubhaft, wenn man sich nicht gegen die Kräfte stellen möchte/kann, die diesen Sozialstaat am liebsten einreißen würden. Frau Herr hat zwar zweimal die Gegenrede angetreten, aber auch hier reicht es nicht zu sagen „Nein, das ist nicht so“. Rassismus muss bloßgestellt werden, wenn man ihn bekämpfen will. Es ist nicht „schmuddelig“ jemanden als Rassisten zu bezeichnen, wenn es so offensichtlich zu Tage tritt.

Sendungen wie diese, normalisieren Rassismus. Der ORF hätte einen Bildungsauftrag und auch einen Auftrag Rassismus und Spaltung in der Gesellschaft zu bekämpfen - diesen Aufträgen wurde nicht nachgegangen. Man darf keine Angst davor haben von der FPÖ kritisiert zu werden, wenn man ihre Kader als die Rassisten oder Nazis entlarvt die sie sind.

Innenpolitik, ORF, Rassismus, FPÖ

Der Vollstaendigkeit halber, hier die Antwort des ORF auf die per E-Mail versandte Kritik. (Es gibt ein paar kleine, aber unwichtige Differenzen zwischen der Anfrage und dem hier abgedruckten Leser:innenbrief):

Guten Tag,

danke für Ihre Nachricht zu "DAS GESPRÄCH mit Susanne Schnabl - Sexuelle Gewalt durch Jugendbanden: Braucht es nach dem Freispruch strengere Gesetze?" und bitte entschuldigen Sie die späte Antwort.

Wir bedanken uns zudem für Ihre Anmerkungen und die Zeit, die Sie sich genommen haben, um uns auf etwaige Formulierungen und Kommentare in der Sendung vom 12. Oktober 2025 aufmerksam zu machen.
Die Redaktion hält diesbezüglich fest, dass Susanne Schnabl die Aussagen von Susanne Fürst nicht unkommentiert stehen ließ. Sie hat sich direkt nach den Ausführungen der Politikerin an Georg Kodek gewandt und gefragt, wie sich die Situation in der Praxis tatsächlich darstellt und welche konkreten Maßnahmen aus Sicht des Präsidenten des Obersten Gerichts nötig wären. Dieser erklärte daraufhin u.a., dass es ausländische, aber auch inländische Täter gibt.

Abschließend versichern wir Ihnen, dass die dem ORF-Programm zugrundeliegenden Richtlinien den ORF zum Abbau von Vorurteilen, insbesondere aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Alter, Behinderung, Religion, Nationalität, politischer Gesinnung, Sexualität, ethnischer, kultureller und sozialer Zugehörigkeit verpflichten. Die Respektierung elementarer Werte wie Toleranz, Akzeptanz und die Achtung der Menschenwürde stellt einen elementaren Grundsatz für die ORF-Programmgestaltung dar.

Freundliche Grüße


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