3 - Sprachphilosophie / Semantik & Pragmatik

3.1 Was ist sprachliche Bedeutung?

  • A: Referentialismus: Bedeutung eines Ausdrucks ist das von ihm bezeichnete Objekt oder Sachverhalt. (Wikipedia, SEP)
  • B: Deskriptivismus: Bedeutung besteht in einem Bündel beschreibender Merkmale, die den Referenten ausmachen. (Wikipedia, SEP)
  • C: Gebrauchstheorie: Bedeutung ergibt sich aus der regelhaften Verwendung des Ausdrucks in Sprachspielen. (Wikipedia, SEP)
  • D: Mentalismus / Ideationstheorie: Bedeutung ist eine interne mentale Repräsentation oder Idee. (Wikipedia, SEP)
  • E: Verifikationismus: Die Bedeutung eines Satzes liegt in seiner Verifikationsmethode. (SEP)
  • F: Intentionalismus: Bedeutung beruht auf den vom Sprecher intendierten kommunikativen Absichten. (SEP)

3.2 Wie referieren Eigennamen?

  • A: Direkt-Referentialismus (Millianismus): Namen tragen einzig ihren Referenten und keinen Sinn. (Wikipedia, SEP)
  • B: Fregeanischer Sinn-Referenz-Dualismus: Namen haben sowohl Sinn (Art des Gegebenseins) als auch Referent. (Wikipedia)
  • C: Deskriptive Theorie: Namen kürzen definite Beschreibungen ab, die den Referenten bestimmen. (Wikipedia, SEP)
  • D: Kausal-historische Theorie: Referenz beruht auf einem ursprünglichen Taufakt und einer Kausalkette. (Wikipedia, SEP)
  • E: Cluster-Theorie: Ein Name referiert auf das Objekt, das die meisten der assoziierten Beschreibungen erfüllt. (SEP)

3.3 Welche Beziehung besteht zwischen Sprache und Denken?

  • A: Sprachlicher Determinismus: Die sprachliche Struktur legt die Grenzen des Denkens fest. (SEP)
  • B: Sprachlicher Relativismus: Sprache beeinflusst, aber determiniert das Denken nicht vollständig. (SEP)
  • C: Mentalismus: Gedanken existieren unabhängig von Sprache; diese dient nur ihrem Ausdruck. (SEP)
  • D: Kognitive Semantik: Bedeutung gründet auf erfahrungsbasierten Konzeptstrukturen, die Denken und Sprache verbinden. (SEP)

3.4 Wie funktionieren kontextabhängige Ausdrücke (Indexika) und ihre mögliche Verschiebbarkeit?

  • A: Kaplanischer Kontextualismus (Charakter + Inhalt): Eine feste Regel liefert je Kontext eine Referenz. (Wikipedia, SEP)
  • B: Relativismus: Wahrheitswerte von Indexika sind relativ zu zusätzlichen Bewertungsparametern. (Wikipedia)
  • C: Monster-Ansatz: Bestimmte Operatoren können die Kontextparameter von Indexika „überschreiben“. (Wikipedia)
  • D: Intentionalistische Demonstrativ-Theorie: Die Referenz von Demonstrativa wird durch Sprecherintention gelenkt. (SEP)
  • E: Nicht-Shift-Gesetz: Standard-Indexika lassen sich in eingebetteten Kontexten nicht verschieben. (Wikipedia)

3.5 Was bestimmt die Wahrheitsbedingungen eines Satzes?

  • A: Wahrheitskonditionale Semantik: Bedeutung ist die Menge der Situationen, in denen der Satz wahr ist. (Wikipedia)
  • B: Beweistheoretische Semantik: Bedeutung liegt in Ein- und Ausleitungsregeln innerhalb eines Kalküls. (Wikipedia)
  • C: Inferentialismus: Die inferentielle Rolle eines Satzes in Schlussfolgerungen fixiert seine Bedeutung. (Wikipedia, SEP)
  • D: Dynamische Semantik: Bedeutung ist das Potential eines Satzes, den Diskurskontext zu verändern. (Wikipedia)

3.6 Was ist Wahrheit?

  • A: Korrespondenztheorie: Eine Aussage ist wahr, wenn sie mit Tatsachen in der Welt übereinstimmt. (SEP)
  • B: Kohärenztheorie: Wahrheit besteht in der Widerspruchsfreiheit innerhalb eines Überzeugungssystems. (SEP)
  • C: Pragmatische Wahrheitstheorie: Wahrheit zeigt sich in langfristiger praktischer Bewährung von Überzeugungen. (SEP)
  • D: Deflationäre Wahrheitstheorie: „… ist wahr“ fügt zu p inhaltlich nichts hinzu und erfüllt nur logische Funktionen. (SEP)

3.7 Wie erklärt man Vagheit?

  • A: Epistemizismus: Vage Prädikate haben scharfe, aber unbekannte Grenzen. (Wikipedia)
  • B: Supervaluationismus: Ein Satz ist super-wahr, wenn er unter allen zulässigen Präzisierungen wahr ist. (Wikipedia)
  • C: Mehrwertige Logik: Zwischen wahr und falsch existieren zusätzliche Wahrheitsgrade. (Wikipedia)
  • D: Kontextualismus: Die Anwendungsschwelle vager Ausdrücke variiert mit dem Gesprächskontext. (Wikipedia)

3.8 Wie grenzt man Semantik von Pragmatik ab?

  • A: Semantischer Minimalismus: Der kontextunabhängige Satzinhalt ist weitgehend vollständig; Pragmatik ergänzt nur. (Wikipedia)
  • B: Kontextualismus: Viele scheinbar semantische Phänomene sind zutiefst kontextabhängig. (Wikipedia)
  • C: Relevanz-Theorie: Bedeutung entsteht im Zusammenspiel kodierter Semantik und inferentieller Pragmatik. (Wikipedia)
  • D: Truth-Conditional Pragmatics: Pragmatische Prozesse wirken systematisch auf die Wahrheitsbedingungen ein. (SEP)

3.9 Wie entstehen konversationelle Implikaturen?

  • A: Klassisch-Griceanisch: Kooperationsprinzip und Maximen erzeugen stornierbare Implikaturen. (Wikipedia)
  • B: Neo-Gricean: Reduzierte Prinzipien (Q, I, R) systematisieren die Grice-Maximen. (Wikipedia)
  • C: Relevanz-Pragmatik: Ein einziges Optimal-Relevanz-Prinzip ersetzt die Maximen. (Wikipedia)
  • D: Konventionalistische Erklärung: Manche scheinbaren Implikaturen resultieren aus festen sprachlichen Konventionen. (SEP)

3.10 Wie werden Metaphern verstanden?

  • A: Vergleichstheorie: Eine Metapher verkürzt einen expliziten Vergleich zwischen zwei Domänen. (Wikipedia)
  • B: Interaktionstheorie: Bedeutung entsteht durch Wechselwirkung von Quell- und Zieldomäne. (Wikipedia)
  • C: Konzeptuelle Metapherntheorie: Metaphern spiegeln grundlegende kognitive Strukturen wider. (Wikipedia)
  • D: Pragmatische Sicht: Metaphorische Bedeutung wird als Implikatur aus einer wörtlich falschen Aussage erschlossen. (Wikipedia)

3.11 Welche Typen von (direkten und indirekten) Sprechakten gibt es?

  • A: Austinscher Performativ-Ansatz: Unterscheidet lokutionäre, illokutionäre und perlokutionäre Akte. (Wikipedia)
  • B: Searles Taxonomie: Klassifiziert Sprechakte als Assertive, Direktive, Kommissive, Expressive, Deklarative. (Wikipedia)
  • C: Bach-Harnish-Schema: Modelliert Illokutionen mittels Konstitutivregeln und Intentionslogik. (Wikipedia)
  • D: Inferentialistische Erklärung indirekter Akte: Hörer erschließen verdeckte Illokutionen durch pragmatische Schlüsse. (SEP)
  • E: Konventionalisierte indirekte Akte: Standardformeln („Könntest du …?“) sind kulturell kodierte Bitten. (SEP)

3.12 Welche Rolle spielt Sprecherintention für Bedeutung?

  • A: Intentionalistische Semantik: Kommunikation basiert auf erkanntem Sprecherwillen, der Bedeutung festlegt. (SEP)
  • B: Anti-Intentionalismus: Öffentliche Konventionen, nicht individuelle Absichten, bestimmen Bedeutung. (SEP)
  • C: Konventioneller Intentionalismus: Bedeutung entsteht durch das Zusammenspiel von Absichten und Konventionen. (SEP)
  • D: Kollektiver Intentionalismus: Geteilte Gruppenintentionen tragen die Bedeutung sozialer Ausdrücke. (SEP)

3.13 Wie behandelt man Präsuppositionen?

  • A: Semantische Präsuppositionstheorie: Präsuppositionen sind Teil der wörtlichen Satzbedeutung. (Wikipedia)
  • B: Pragmatische Akkommodation: Hörer passen den Common Ground an, um neue Präsuppositionen zu integrieren. (Wikipedia)
  • C: Dynamische Semantik (DRT/Heim): Präsuppositionen sind Kontextvorbedingungen, die fortlaufend aktualisiert werden. (Wikipedia)
  • D: Projektionstheorie: Charakteristische Überlebensfähigkeit von Präsuppositionen erklärt deren Verhalten unter Einbettung. (SEP)

3.14 Was ist die richtige Semantik von Konditionalen?

  • A: Materiale Implikation: „Wenn p, dann q“ entspricht logisch ¬p ∨ q. (Wikipedia)
  • B: Möglich-Welt-Semantik: Wahrheitswert richtet sich nach den nächstähnlichen möglichen Welten. (Wikipedia)
  • C: Dynamische Test-Semantik: Konditionale aktualisieren den Informationszustand eines Diskurses. (Wikipedia)

3.15 Gilt der Grundsatz der Kompositionalität – und wie gehen wir mit Idiomen um?

  • A: Starke Kompositionalität: Bedeutung komplexer Ausdrücke ist strikt funktional von Teilen und Syntax abhängig. (Wikipedia)
  • B: Schwache Kompositionalität: Unartikulierte Konstituenten oder Pragmatik dürfen Bedeutungen ergänzen. (Wikipedia)
  • C: Holistische Theorien: Bedeutungen ergeben sich nur aus Rollen im Gesamtsystem der Sprache. (Wikipedia)
  • D: Construction Grammar: Idiomatische Konstruktionen besitzen eigenständige, nicht-kompositionale Bedeutung. (Wikipedia)
  • E: Usage-based Emergentism: Regeln und Idiome bilden ein Kontinuum, das aus statistischem Sprachgebrauch emergiert. (Wikipedia)

3.16 Wie modelliert man Quantifizierung und Skopus?

  • A: Quantifier Raising: Syntax hebt Quantoren in höhere Positionen, um Skopus zu erklären. (Wikipedia)
  • B: Typverschiebung: Semantische Konversionen ersetzen syntaktische Bewegung. (Wikipedia)
  • C: Continuation-Semantik: Skopus wird als Fortsetzungsparameter in Lambda-Ausdrücken abgebildet. (Wikipedia)

3.17 Welche Semantik steckt hinter Tempus und Aspekt?

  • A: Reichenbach-Modell: Ordnet Ereignis-, Referenz- und Sprechzeit in Relation. (Wikipedia)
  • B: Ereignis-Semantik: Verb-Prädikate enthalten verborgene Ereignisvariablen. (Wikipedia)
  • C: Klein-Intervall-Ansatz: Aspektoperatoren quantifizieren über Zustands- und Ereignisintervalle. (Wikipedia)

3.18 Wie interpretiert man Modalausdrücke?

  • A: Kripke-Semantik: Notwendigkeit und Möglichkeit werden über Zugänglichkeitsrelationen zwischen Welten definiert. (Wikipedia)
  • B: Kontextualistische Modalität: Der relevante Möglichkeitsraum wird vom Gesprächskontext fixiert. (Wikipedia)
  • C: Akt-basierter Ansatz: Modale Bedeutung unterscheidet sich je nach illokutionärem Typ (root vs. epistemic). (Wikipedia)

3.19 Was ist die Semantik von Fragesätzen?

  • A: Hamblin-Semantik: Eine Frage denotiert die Menge möglicher Antworten. (Wikipedia)
  • B: Karttunen-Ansatz: Fragen tragen sowohl propositionalen als auch inquisitiven Inhalt. (Wikipedia)
  • C: Partition-Theorie: Eine Frage partitioniert den Möglichkeitsraum in Antwortzellen. (Wikipedia)

3.20 Wie versteht man generische Sätze („Vögel fliegen“)?

  • A: Kind-Prädikation: Generika machen Aussagen über Arten als solche. (Wikipedia)
  • B: Quantifikationsansatz: Implizite Quantoren wie „meistens“ lizenzieren Generika. (Wikipedia)
  • C: Wahrscheinlichkeits-/Normalitätsmodelle: Generika sind Aussagen über statistische Normalfälle. (Wikipedia)

3.21 Was begründet sprachliche Konventionen und Normativität?

  • A: Lewis'sche Konventionstheorie: Bedeutung ruht auf wechselseitig bekannten, rational stabilen Regularitäten. (SEP)
  • B: Regelfolge-Theorie: Regeln werden in sozialen Praktiken befolgt und sichern Bedeutung. (SEP)
  • C: Evolutionäre Theorie: Konventionen entstehen durch kulturelle Selektion ohne explizite Vereinbarung. (SEP)
  • D: Expressivismus: Normative Äußerungen drücken Haltungen zur Koordination des Gebrauchs aus. (SEP)
  • E: Sozialer Pragmatismus: Bedeutung konstituiert sich im „Spiel des Gebens und Forderns von Gründen“. (SEP)

3.22 Wie interpretiert man fiktionalen Diskurs?

  • A: Fiktionalismus: Fiktive Sätze sind wörtlich falsch, aber nützliche Annahmen. (SEP)
  • B: Meinong'sche Theorie: Fiktive Gegenstände besitzen einen eigenen Modus des Seins jenseits realer Existenz. (SEP)
  • C: Pretense-Theorie: Sprecher und Hörer tun so, als ob die fiktionalen Aussagen wahr wären. (SEP)
  • D: Artefakttheorie: Fiktive Figuren sind abstrakte kulturelle Artefakte, die geschaffen und erhalten werden. (SEP)

3.23 Wie erklärt man lexikalische Mehrdeutigkeit und Unterbestimmtheit?

  • A: Ambiguitätstheorie: Mehrdeutige Wörter besitzen mehrere distinkte Lexikoneinträge. (SEP)
  • B: Unterbestimmtheitstheorie: Lexikalische Bedeutung ist grob; Kontext und Pragmatik präzisieren sie erst. (SEP)
  • C: Polysemietheorie: Verschiedene, systematisch verwandte Bedeutungen teilen sich ein Lexem. (SEP)
  • D: Kontextualistische Bedeutungskonstruktion: Bedeutungen werden flexibel und kreativ im situativen Kontext erzeugt. (SEP)

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