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May 2, 2022•362 words
Fr 29.04.2022
Natürlich schaffe ich das nicht! Heute lasse ich ein Seminar ausfallen, um weiter am Serienkonzept zu fuhrwerken. Ich schaufle große Textblöcke hin und her und versuche, in einer energetischen Videokonferenz die Textarbeit mit CL. abzuschließen - aber meine Co-Autorin ist leider krank oder verkatert, was auch immer, und nach einer kurzen Besprechung vergrabe ich mich für den Rest des Tages in Formulierungen und Qualitätskontrolle.
Bis C. und ich in die Potsdam-Ausstellung gehen, werde ich nicht fertig und nehme mir wieder mal vor, abends weiter zu schreiben. In diesen Tagen zeigt sich, dass ich bestimmte Planungsentscheidungen beim nächsten Mal anders treffen muss. So fühlt es sich also als Projektleiter an, wenn das Team unter schlechtem Zeit-Management leidet. CL. schneidet eine zweite Fassung des Trailers, die ich stumm im Regio nach Potsdam anschauen muss, weil die Beschallung des öffentlichen Raums eine unüberwindbare Hürde für mich geworden ist. Der Trailer gefällt mir viel besser, als der erste Entwurf.
Vor der Ausstellung hören wir eine Stunde lang den salbungsvollen Worten der "Offiziellen" zu. Auffällig: ALLE Frauen, die hier ans Mikrofon treten, haben Witz und Energie, ALLE Männer hingegen haben eine gutväterliche Gemütlichkeit, mit der ich heute nicht viel anfangen kann. Es sind ein paar Kommiliton:innen gekommen, die aber nach der Eröffnung fast genauso schnell wieder weg sind. Ich bin davon enttäuscht, weil ich offizielle Anlässe immer sehr wichtig finde, um sich selber auf die Schulter zu klopfen und emotional mit einem Projekt abzuschließen. Ein ehemaliger Professor ist auch gekommen. Wir unterhalten uns sehr herzlich und ich denke, dass er verbrauchter aussieht, als bei unserem Studienbeginn 2019/20 - pandemiebedingt haben wir uns seitdem nicht mehr gesehen. Ich spüre, dass er einen alten Konflikt mit der Universitätsleitung noch mit sich trägt, über den ich aber an diesem Abend nicht mit ihm sprechen will.
C. und ich kommen mit Bekannten von ihr, sowie dem Regisseur der Video-Installation und seiner Partnerin ins Gespräch. Der Abend verplaudert sich bei Gesprächen über Kunst, Ausbeutung künstlerischer Berufe in Theaterbetrieben und die Strukturen der Filmuniversität. Wir sind alle um die 30 Jahre alt. Der Regisseur hüpft irgendwann zur DJane auf die Bühne, um sich für die Musik zu bedanken. Wir tanzen nicht.