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Sa 30.04.2022

Heute wollen wir mit dem Fahrrad in den Garten von C.s Großeltern fahren, ein bisschen dort in der Erde buddeln und Sonntag wieder zurück fahren.
Ich sitze aber verbissen von 05:00 bis 08:00 Uhr am Serienkonzept und möchte nicht wahr haben, dass ich längst hätte die Familie wecken und Gepäck für den Urlaub packen sollen.
Das hält mir C. auch für den Rest des Tages vor. Die Stimmung zwischen uns ist sehr sehr schlecht, eiskalt, ich winde mich zwischen dem Wunsch, mit der Familie Zeit zu verbringen und parallel mit CL. über den Trailer und das Design der Projektmappe zu kommunizieren.
Der Weg aus Berlin heraus zieht sich, von einer romantischen Fahrradtour ist nichts zu spüren: F. friert auf dem Kindersitz, C. schweigt eisern und riesige Lastwagen sausen an uns vorbei, während wir über unfertige Fahrradwege holpern.
Im Garten sind wir recht schnell mit der Arbeit fertig, zwischendrin führen C. und ich akademisch-analytische Beziehungsgrabenkämpfe. Es fühlt sich tough an, "auch noch" an dieser Front zu kämpfen, wie in einem schlechten Film. Was mich besonders schockiert, ist C.s Kälte. Sie hat keine Lust mehr, immer wieder darauf zu bestehen, dass ich rigoros unsere Urlaubszeit gegen Termine und Arbeit verteidige. Insgeheim werfe ich C. vor, dass aus ihr noch mehr Idealismus, als tatsächliche Berufserfahrung spricht. Aber das könnte genausogut meine Künstler-Arroganz sein.

Die letzten Nachtschichten am Serienkonzept haben mich müde gemacht. Immer wieder laufe ich zu Omas Keksdose und esse die dicksten und schokoladigsten Kekse heraus! Dazu diverse Riegel und Pralinen. Eine selbstzerstörerische "Augen-zu-und-durch"-Haltung treibt mich wieder bis 03:00 Uhr morgens in das Serienkonzept hinein. Die Szenografin fliegt am Montag nach Venedig, darum muss ich morgen irgendwie parallel mit Freunden grillen, das Serienkonzept Korrektur lesen und mit der Szenografin kommunizieren.
Weil wir so wenig Zeit hatten, uns mit den visuellen Elementen der Mappe zu beschäftigen, kommt es jetzt zu immensen Unstimmigkeiten. Auch hier muss ich schauen, dass ich bei der nächsten Mappe möglichst autonom arbeiten kann. Zwei bis drei Tage für Lektorat und Korrekturen verfallen nun und ich muss mich darauf verlassen, dass CL. alle Fehler findet.
Es ist ein inneres Tauziehen, so fühlt es sich also als Vater an, wenn die Familie unter schlechtem Zeit-Management leidet (Spiegelsatz zu 27)


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