Wien // das Darknet

Fast eineinhalb Monate sind vergangen. Natürlich hat sich seit dem einiges getan. Sorry, dass ich erst jetzt dazu kommen davon zu berichten. Der Titel lässt vermuten worum es geht. Vor wenigen Monaten hätte ich noch gelacht, wenn jemand mir gesagt hätte, dass ich bald mal im Darknet auf Tour bin.

Jedenfalls war ich in den letzten Wochen wieder einige Male die halbe Nacht aus. Stets aber ganz normal und auch nur mit dem ein oder anderen Bier. Und jedes Mal war es sehr lustig. Nach meinen Eskapaden Ende Dezember war ich, wie berichtet, einige Wochen krank und die Genesung zog sich ewig lange hin. Und natürlich bin ich selbst schuld. Obwohl ich leicht angeschlagen war, musste ich ja noch vor Neujahr unbedingt ein letztes Mal ausgehen. Im übrigens sagt man immer schnell, dass es das letzte Mal sei. Egal ob bei Bier, beim Fortgehen oder bei der Pille. Und am Ende bist du doch wieder dabei. Diese eine Nacht hatte mir jedenfalls den Rest gegeben. Mein Hals war stark angegriffen und so hatte ich mir noch eine feine Angina eingefangen, welche mich gute drei Wochen begleitet hat. Zum Glück verlief sie ohne Fieber und sonstigem Unwohlsein. Aber es reichte, um meinem Körper einfach mal lahmzulegen und zu einer Auszeit zu zwingen.

Da ich zu Hause einfach schnell Langeweile bekomme, landete ich schnell im Internet. Ich las viel über die Langzeitwirkungen und Nebenwirkungen von Ecstasy. Die diversen Drogenberatungen bieten wirklich sehr gutes Info-Material. Es gibt Empfehlungen wie man sich schon vor, während und nach dem Konsum verhalten soll, um die Nebenwirkungen auf einem geringem Niveau zu halten. Safe-Drug-Use heißt es dann gleich. Was komisch klingt, ist durchaus ernst zu nehmen. Lieber Hinweise befolgen und sich nicht ins Krankenhaus schießen. Oder besser gleich die Finger davon lassen.

Ebenso gibt es Tipps wie man mit dem seelischen Tief danach umgehen sollte. Dieses Tief hat mich bisher eher selten erwischt. Gott sei Dank! Vom seelischen Jammertal zu Weihnachten mal abgesehen. Eine andere Information besagt, dass man zwischen jedem Konsum 4 bis 6 Wochen Pause einlegen sollte, da sich der Serotonin-Spiegel im Hirn sehr langsam wieder aufbaut. Es ist schon irgendwie komisch, dass eine kleine Pille - nicht größer als eine halbe Paracetamol - deinen Körper anregt, soviel Serotonin in so kurzer Zeit auszuschütten, dass es ein wohliges Glücksgefühl bringt und dass widerum der Aufbau danach dann eine halbe Ewigkeit dauert. Jedenfalls habe ich mich bewusst daran gehalten. Zudem hatte ich nach drei Wochen krank sein auch wenig Lust gleich wieder flach zu liegen.

Eine andere Info besagt, dass viele Konsumenten ihre Pillen von Freunden und Bekannten beziehen und eigentlich nicht auf der Straße von Dealern kaufen. Ein Freund hatte mir von einem schlechten Erlebnis erzählt. Er und zwei weitere hatten sich auf dem Weg zum Club Pillen besorgt und statt high zu werden, wurden sie depressiv und sind am Ende enttäuscht heim gegangen. Nicht umsonst weisen die Drogenberatungen darauf hin, dass die Pillen oft gestreckt sind und man schnell die Katze im Sack kauft. Die Pillen enthalten entweder zu viel MDMA, der Hauptwirkstoff von Ecstasy oder gar keines. Gestreckt werden sie mit Amphetamin oder Koffein. Genau jene Stoffe deren Wirkung in Kombination bei vielen zu ganz unterschiedliche Nebenwirkungen führen. Beispielsweise führt insbesondere der Koffeinschock bei vielen schnell zu Übelkeit. Genau deshalb veröffentlichen viele Beratungsstellen monatliche Testergebnisse und Warnungen.

So langsam wird klar worum sich mein heutiger Bericht dreht? Natürlich möchte auch ich weg vom Straßenkauf.
Meine letzte Pille Ende Dezember war scheinbar zu hoch dosiert und enthielt wohl auch genügend andere Stoffe. Daher wollte ich nun auch eine Quelle finden. Schritt für Schritt kam ich näher ans Darknet. Nachdem ich stundenlang über das Darknet gelesen hatte, mir eine annonyme Email-Adresse besorgte, den Tor-Browser und einen guten VPN installiert hatte, ging die Suche endlich los. Ich klapperte diverse Seiten ab und versuchte mir ein Bild über die Vertrauenswürdigkeit zu bilden. Doch was ist schon vertrauenswürdig im Darknet? Man verlässt sich immer auf sein Bauchgefühl und sollte seinem Geld schon vorher Lebewohl sagen. Vor allem, da alles in Kryptowährungen wie Litecoin oder Bitcoin an unbekannte Empfänger-Adressen bezahlt wird. Mein erster Versuch ging natürlich schief. Mindestbestellmenge 50 Pillen. Lieferung aus der Schweiz. Meine knapp 200 Euro waren futsch. Angeblich wurde das Päckchen sogar versandt. Zu guter letzt erhielt ich eine Mail, dass ich doch bitte 1.500 Euro als Versicherung per Moneygram überweisen solle. Eine Versicherung für das anonyme Paket, mit der ich gegenüber dem Zoll bzw. Transporteur den ungefährlichen Inhalt garantiere. Wer spätestens hier nicht aussteigt und die Mail als Phishing erkennt, ist selber Schuld.

Obwohl ich enttäuscht wurde und nicht gerade wenig Geld in den Sand gesetzt hatte, beschäftigte ich mich schno wieder und diesmal noch intensiver mit dem Darknet und dessen Onion-Seiten. Verborgene Plätze des Internets, welche über keine gängige Suchmaschine zu finden sind. Irgendwann landete ich auf dem Silkroad-Markt. Ein Tummelplatz für dubiose Käufer und Verkäufer. Diesmal bestellte ich 25 Pillen aus den Niederlanden. 300mg XTC, mega stark, aber mit 85 Euro doch sehr günstig. Ich fühlte mich wie ein Held, da ich diesmal keine 200 Euro hinlegte. Bezahlung und Abwicklung klappten einwandfrei, aber das Päckchen kam bis heute nicht an. Da ich als nicht-registrierte Benutzer eine Stealth-Order gemacht hatte, stand mir auch keine Entschädigung zu. Ich hatte mich wiedermal nicht gut genug informiert und war wieder reingefallen. Somit hatte ich nun schon fast 300 Euro verzockt. Aber wer weiß, vielleicht kommen die Pillen ja noch an. Aber nach mehr als 15 Tagen zweifle ich doch stark daran.

Durch Zufall kam ich vor einigen Tagen beim Chatten mit einem Freund darauf, dass sich dieser auch recht gut auskennt und auf Festivals gern was einwirft. Auch er riet mir von Pillen im Straßenverkauf ab. Gerade wegen den Stoffen zum Strecken. Er nehme daher nur MDMA Crystals. Diese haben oft einen sehr hohen Reinheitsgrad. Bis dahin kannte ich mich damit natürlich nicht aus. Wie dosiert man die? Wo kauft man sie? Am Ende bin ich wieder im Darknet und bestelle 10g Crystals für knapp 50 Euro. Da war das Angebot einfach zu verlockend, obwohl es 1 Gramm auch getan hätte. Vorher hatte ich mich aber noch über Wirkungen und Nebenwirkungen von Kokain, Crystal Meth, C2B sowie Ketamin schlau gemacht. Keine Art von Drogen mit denen ich jemals in Kontakt kommen möchte. Ich mag meine Sinne und brauche keine außenkörperlichen Erfahrungen. Und ich möchte nicht abhängig werden. Ecstasy macht zumindest nicht körperlich abhängig. Und nur Konsumenten, die es jede Woche oder gar jeden Tag genommen haben, haben laut Studien langfristige Hirnschäden zu beklagen. Vor allem Gedächtnislücken sind nachweislich ein Problem. Bei mir bisher aber nicht. Dennoch fühle ich wie ich schon jetzt wieder auf dem nächsten Level angekommen bin. Ich surfe im Darknet, ich kenne mich mittlerweile super gut über Drogen und Nebenwirkungen sowie über deren Dosierung aus.

Naja, leider ist auch dieses Päckchen ist bisher nicht angekommen. Aber ich habe viel über MDMA Crystals gelernt und mir schon kleine Plastikbeutel und eine Milligrammwaage bestellt. So langsam werde ich Profi. Und schon wieder -
Next Level! Ich habe gelernt, dass man sie zu Pulver zerreiben und in Getränken auflösen kann. Davon wird aber abgeraten, da MDMA in einer sauren Flüssigkeit resultiert, welche die Zähne und den Mundraum sehr stark angreift. Stattdessen erfahre ich, dass man besser kleine Kristalle in Papier oder Butter versteckt als Bombe schluckt. So bekommt man den gewünschten Kick, denn die Wirkung setzt auf einmal Schlag ein und man schont obendrein den Mund. Alternativ gibt es leere Magen-lösliche Kapseln frei in der Apotheke zu kaufen, welche man nach Belieben füllen kann. So wird man zum Hobby-Bastler. Aber jetzt warte ich erstmal auf die Reklamation meiner Lieferung. Eigentlich befürchte ich ja, dass mein Geld wieder verloren ist.

In den letzten Tagen hat mich der Gedanke verfolgt, dass 10g eigentlich doch eine recht große Menge ist. Eine Menge, die ich selbst weder aufbrauchen kann, noch möchte. Eine Menge, die schon in gesetzliche Grauzonen vorstößt. So lese ich nun nicht nur über Nebenwirkungen, sondern auch über Strafen und was einem sonst noch blüht. Am Ende stelle ich aber erstaunt fest, dass man sich eigentlich nicht fürchten muss. Selbst wenn man mit größeren Mengen erwischt wird, bedeutet das nur leichte Strafen, welche auch leicht wieder fallen gelassen werden, sofern man den Auflagen zu Therapiegesprächen und ärztlicher Behandlung nachkommt. Lediglich als Dealer erwischt zu werden, kann böse ausgehen. Aber das habe ja nicht vor.

Nach diversen Dienstreisen, privaten Besuchen bei Freunden in anderen Städten sowie Urlauben, bin ich nun endlich zurück in der Stadt. So langsam stand einfach mal wieder Feiern an. Freitag began dann zuerst mit einer Geburtstagsfeier einer ehemaligen Kollegin. Motto-Party zum Thema Spione und Mafia. Nach einigen Bier bin ich gut gelaunt und bald ist es bereits nach Mitternacht. Innerlich werde ich langsam nervös. Es zieht mich in den Club. Am gleichen Abend ist wieder eine Gay-Techno Veranstaltung und ich möchte unbedingt hin. Eigentlich ist kommende Woche wieder eine so große Veranstaltung zu der auch Freunde extra nach Wien kommen. Wäre ich vernünftigt, würde ich also einfach noch eine Woche warten und jetzt auf der Geburtstagsfeier bleiben. Aber ich kann einfach nicht Wiederstehen und will nicht noch eine Woche warten. Ich möchte tanzen und das wohlige Gefühl spüren und anderen näher kommen. Da ich die Nacht zuvor aber schlecht geschlafen habe, bin ich eigentlich schon zu müde und angetrunken obendrein. Keine gute Mischung. Dennoch mache ich mich auf den Weg.

Am Bahnsteig fällt mir auf wie voll dieser ist. Die halbe Stadt ist auf den Beinen und niemand schient auf dem Weg nach Hause zu sein. Vielmehr sind alle gut gelaunt und in Partystimmung. Am Ziel angekommen, gehe ich den restlichen Weg zu Fuß. Unterwegs begegnen mir einige Dealer, welche sich gerade untereinander streiten. Einer schaut mich an und fragt mich barsch, was ich will. Ich frage nach Ecstasy. Einer sagt 20 Euro zum anderen. Ich antworte 10 Euro für eine Pille. Eigentlich teuer, da sie im Darknet sogar für 4 Euro das Stück zu haben sind. Aber was soll’s. Ich möchte sie als Reserve mitnehmen. In weniger als 30 Sekunden ist der Deal abgeschlossen und die Pille verschwindet in meiner Hosentasche. Aber Moment, für was eigentlich als Reserver? Ich hatte ja gar keine Pille dabei?

Im Club ist es bereits gut voll. Beide Dance-Floors sind gut besucht. Ich gebe meine Jacke ab und werfe mich in die Menge. Da ich schon Alkohol getrunken habe, verzichte ich erstmal auf die Pille. Stattdessen beobachte ich das Publikum und höre der Musik zu. Diese ist umwerfend gut und meine Stimmung steigt. So tanze ich eine Weile bis ich dann doch an die Pille denken muss. Es ist zwischen 1 Uhr und 2 Uhr als ich Richtung WC gehe und einen Blick auf die Pille werfe. Diese hat eine Sollbruchstelle, aber so sehr ich mich auch bemühe, sie will nicht brechen. Da es recht hell ist und ich nicht erwischt werden möchte, muss ich nun schnell machen. Also beiße ich ungefähr ein Viertel ab und schlucke es mit Wasser runter. Da ich die Pille nicht kenne, möchte ich es langsam angehen. Der Rest verschwindet in der Hosentasche.

Zurück auf der Tanzfläche merke ich nach gut 20min, wie die Wirkung langsam einsetzt. Ich spüre wie der Puls schneller wird und sich wahrscheinlich auch meine Pupillen weiten. Alle negativen Effekte des ersten Moments, wie Übelkeit oder Beklommenheit, fühle ich diesmal nicht. Sonst musste ich spätestens jetzt mal für einige Minuten von der Tanzfläche verschwinden. Diesmal tanze ich jedoch einfach weiter. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich denke, dass ich etwa eine halbe Stunde später wieder ein Viertel abgebissen hab. Es muss schon etwa 3 Uhr gewesen sein. Ich wollte sicher sein, dass ich das erste Viertel gut vertrage. Irgendwann später verliere ich jedes Zeitgefühl. Aber auch die restliche Hälfte der Pille nehme ich irgendwann und merke wenig später wie der Kick einsetzt. Nicht so heftig wie Ende Dezember, aber doch deutlich spürbar.

Allgemein merke ich aber keine große Veränderung, sondern fühle mich einfach gut und tanze. Wenn ich jetzt zwei Tage später daran denke, fällt mir auf, dass ich keinerlei Gefühl für Zeit mehr hatte und das die Stunden von 2 Uhr nachts bis etwa 7:30 Uhr morgens einfach verflogen sind. Ich habe durchgehend getanzt und mit einigen Leuten etwas enger, wie jedes mal. Aber dennoch kann ich mit diesem Wissen keine 5 bis 6 Stunden füllen.

Irgendwann tanzt mich ein Typ an und fragt mich, ob ich Lust auf Koks habe. Er ist in etwa 25 Jahre alt und recht hübsch, aber ich lehne dankend ab. Koks ist und bleibt eine rote Linie. Tage später kommt es mir so vor, als hätte er mich schonmal gefragt? Nur kann ich mich nicht mehr richtig erinnern! Im Laufe der Stunden verschwindet er mehrmals und taucht kurz danach wieder auf. Ich vermute, dass er sich immer wieder eine Line reinzieht. Ich merke es auch an seinem Verhalten. Er hat einen aggressiven aufdringlichen Blick. Wir tanzen immer enger und er drückt mich dominant an sich heran und verbeißt sich in meiner Kleidung und an meinem Hals. Irgendwie sehr sexy, aber dennoch ist meine Vorsicht geweckt.

Am Ende der Party verziehe ich mich unauffällig und gehe allein heim. Der zweite Dance-Floor hat schon lange zugesperrt und das Licht ist an. Am Techno-Floor wird noch wild getanzt, obwohl auch hier immer wieder das Licht angeschaltet wird, um die Leute zu vertreiben. Die lassen sich aber nichts anmerken und tanzen munter weiter und die beiden DJ’s legen erst jetzt ihre besten und härtesten Tracks auf. Das Hochgefühl hat diesmal recht lange angehalten. Aber spätestens seit 6 Uhr ist es weg, so dass ich nun weit nach 7 Uhr heim gehe.

Bisher hatte ich noch keine Nebenwirkungen wie Halluzinationen und fühle mich sonst auch sehr wohl. Am Bahnsteig merke ich aber, wie mich die Müdigkeit überkommt. Ich muss einige Minuten auf die U-Bahn warten und habe Mühe nicht immer wieder in Sekundenschlaf zu fallen. Das komische desorientierte Zeitgefühl stellt sich wieder ein und es lässt mich auch den ganzen Tag über nicht los. In der U-Bahn starre ich aus dem Fenster und falle gefühlt wieder alle paar Sekunden in eine Art Schlafzustand. Beim Umsteigen in die Straßenbahn muss ich sieben unendlich lange Minuten auf die Weiterfahrt warten und die Schlaf-Anfälle häufen sich.

Daheim gehe ich duschen, stelle mir Wasser ans Bett und gehe gemütlich schlafen. Es ist 8 Uhr morgens. An der Hand habe ich eine recht große Prellung mit einer kleinen offenen Wunde. Am Dance-Floor bin ich über den Abend mehrfach auf den nassen Stufen einer kleinen Treppe ausgerutscht und hatte mir schwer die Hand angeschlagen. Es hatte sogar ordentlich geblutet, aber es war mir beim Tanzen einfach egal. Den ganzen Tag über ist die Hand nun gut geschwollen und schmerzt. Heute am zweiten Tag geht die Schwellung endlich zurück. Dennoch komisch, was einem im Rausch alles passiert. Seit zwei Tagen versuche ich in Gedanken die gut 6 Stunden der Nacht zu rekonstruieren. Ich kann mich an viele tolle Momente erinnern, aber eben nicht an volle 6 Stunden.

Nach nur etwa 4h Schlaf wache ich auf. Zwischenzeitlich war ich einige Male am WC und hab immer wieder Wasser getrunken. Das MDMA muss raus aus dem Körper und ich fühle mich gut. Während des Tanzens hatte ich ebenfalls wieder Wasser getrunken. Soviel, dass mir mein Magen schon weh tat und ich Wasser aufstoßen musste. Ich merke, dass mir meine Kiefermuskulatur extrem weh tut und ich den Mund nur schwer weit öffnen kann. Selbst das Frühstück kauen fällt mir schwer. Wenig später gehe ich mit einem Freund spazieren. Ich merke, dass jeder Schritt leicht wie eine Feder ist. Die Pille wirkt wohl noch immer und meine Beine sind von den 5 Tagen Snowboard fahren zuvor auch noch gut im Training. Auch fühle ich noch keine depressive Stimmung. Was mich aber verfolgt, ist die schräge zeitliche Wahrnehmung. Ich kann mich nicht auf Gegenstände oder Pflanzen konzentrieren. Bei jeder Drehung meines Kopfes habe ich das Gefühl, dass der Film zwischen Schnell und Langsam hin und her wechselt. Die Zeit dehnt sich zwischen ultra langsam und super schnell.

Am Abend bin ich schon wieder zwischen dem Gedanken fortzugehen oder daheim zu bleiben hin und hergerissen. Aber mich überkommt eine unglaubliche Müdigkeit. Zwei Tage hintereinander nur wenig Schlaf sind dann doch zu viel. So verbringe ich den Abend mit Binge-Watching der dritten Staffel Expanse auf Amazon Prime und gehe gegen 1 Uhr nachts endlich schlafen und gönne mir Ruhe. Den ganzen Tag über hatte ich wieder das trockene Gefühl im Rachen, so dass ich vor dem Schlafengehen noch einen Blick in meinen Rachen werfe. Völlig geschockt stehe ich vor dem Spiegel. Mein Rachen sieht aus wie ein Kriegsgebiet. Die Zunge ist dick weiß belegt. Am Gaumensegel klaffen zwei dicke große weiße Verletzungen und auch die Mandeln sind geschwollen. Hinten am Beginn der Speiseröhre sehe ich wieder weiße Pusteln. Aber noch sieht es nicht nach Angina aus. Insgesamt sieht die Schleimhaut statt normal gleichmässig rot durchblutet eher blass und unnatürlich aus. Oben am Gaumen sehe ich zwei rote Stellen. Sie sehen wie Verletzungen nach einem Vampir-Biss aus. Ich will nicht schon wieder krank werden. So gehe ich in der Hoffnung ins Bett, dass morgen wieder alles gut ist.

Am nächsten Morgen fühle ich den Biss des Todes. Meine Kiefermuskulatur tut noch mehr weh als am Vortag, aber dafür habe ich keinen Anflug von Depressionen, was mich überaus positiv stimmt. Die weißen Verletzungen am Gaumensegel sind noch da. Aber sonst fühlt sich der Rachen schon deutlich besser an. Langsam esse ich ein gutes Frühstück und massiere immer wieder meinen Kiefer. Später gehe ich ins Fitness-Center. Auf dem Weg nehme ich einen Kaugummi. Beim ersten Biss muss ich fast schreien, da es fast unmöglich ist ihn überhaupt zu kauen. Erst am späten Nachmittag kann ich den Kiefer wieder gewohnt weit öffnen, auch wenn es noch immer leicht weh tut. Im Internet lese ich nochmals gezielt nach Nebenwirkungen zum Thema Kiefer und Rachen. Es wird von Überempfindlichkeit und Säuregehalt gesprochen. Eigentlich hatte ich durch viel Trinken gut vorgesorgt, aber ich hätte schon während des Tanzens Kaugummi zur Entlastung kauen sollen. Vielleicht waren 6 Stunden Tanzen ohne Pause auch einfach zu viel?! Immer wieder wird geschrieben, dass man seinem Körper 2 bis 3 Tage Ruhe gönnen soll. Auch das ist mir im Training heute wieder aufgefallen. Ich zerstöre meinen Körper schneller, als dass ich ihn reparieren kann. Mein Puls ging den ganzen Tag immer wieder unkontrolliert in die Höhe, nur um dann wieder spontan tief abzufallen. Das ganze Training war eine harte Belastung, auch wenn ich maximal das halbe Programm absolviert hatte.

Die nächsten Tage sind wieder voll mit Arbeit und privaten Terminen. Aber ich beschließe nicht zu viel Alkohol zu trinken und hoffe insgeheim, dass mein Rachen und mein Körper bis Freitag wieder fit sind. Ich will nicht jede Woche was nehmen. Aber bei der anstehenden Party muss es einfach sein. Danach lege ich eine längere Pause ein. Soviel nehme ich mir zumindest jetzt mal vor.


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