Sein und Zeit - Begriff: Fundamentalontologie

Jeder Mensch verbringt einen großen Teil seines Lebens mit Alltag. Und hin und wieder reflektiert auch jeder Mensch darüber. Dabei könnte man zum Beispiel feststellen, dass man selten aus dem Haus kommt. Man könnte aber auch feststellen, dass man eigentlich ganz zufrieden ist. Das Wesentliche dieser Art von Reflektion ist, dass man sich mit konkreten Dingen und ihren konkreten Eigenschaften und Auswirkungen beschäftigt. Allerdings kann man in seiner Reflektion auch einen Schritt zurück treten. Man reflektiert nun nicht mehr über konkrete Dinge in seiner Umgebung, wie zum Beispiel über seinen Alltag, sondern man reflektiert nun vielmehr über die Struktur der Wirklichkeit, in der dieser Alltag stattfindet. Eine Festellung dabei könnte sein, dass ich eine Wahrnehmung habe und es im Gegensatz dazu etwas gibt, was wahrgenommen werden kann. Ich könnte feststellen, dass das was ich wahrnehme wahrscheinlich unabhängig von meiner Wahrnehmung existiert. Außerdem könnte ich feststellen, dass sich Materie nach scheinbaren Gesetzen verhält, ohne dass offenbar wird, woher diese Gesetze überhaupt stammen. Wenn ich auf dieser Ebene reflektiere, dann betreibe ich Ontologie. Ontologie ist also die Beschäftigung mit den Grundstrukturen von Wirklichkeit.
Betreibt man aber Ontologie, stößt man auf ein Problem. Denn die Wirklichkeit, über die man ontologisch reflektiert, ist keine Wirklichkeit, die getrennt von einem selbst existiert. Sondern man ist auch immer Teil dieser Wirklichkeit. Und Teil dieser Wirklichkeit zu sein heißt auch, eine Beziehung zu dieser Wirklichkeit zu haben. Und diese Beziehung ist maßgeblich dafür, was ich von der Wirklichkeit wahrnehmen kann und wie ich es wahrnehme. Heißt also, ontologische Reflektion ist geprägt von der eigenen Beziehung zur Wirklichkeit. Was zur Folge hat, dass, um vernünftige Ontologie betreiben zu können, die eigene Beziehung zur Wirklichkeit auch immer Teil der ontologischen Reflektion sein muss. Und Fundamentalontologie beschäftigt sich nun mit genau dieser eigenen Beziehung zur Wirklichkeit. Sie geht also der Ontologie vorraus, da sie Vorraussetzung für eine vernünftige Ontologie ist.


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