Der Mythos des Sisyphos - Alber Camus
September 11, 2022•861 words
Ist das Leben es wert gelebt zu werden, oder sollte man Selbstmord begehen?
Camus nimmt als Ausgangspunkt das Absurde und will heraus finden, was es für das Leben bedeutet. Dabei will Camus keine Metaphysischen Annahmen machen, sondern sich allein auf das verlassen, was seine Vernunft ihm erlaubt zu erkennen. Er akzeptiert die Grenzen seiner Vernunft. Denn im Grunde ist die Welt unvernünftig. Das heißt, dass sich die Welt nicht mit den Kategorien der Vernunft vollständig erfassen lässt.
Doch zuerst, was ist mit dem "Absurden" gemeint? Etwas Absurdes entsteht im Vergleich zu etwas. Rennt jemand mit dem Messer auf jemanden mit einer Pistole zu, so nennen wir das absurd. Weil es offensichtlich ist, dass der Messerangreifer gegen den Pistolenträger keine Chance hat.
Der Mensch befindet sich in seiner Existenz ebenfalls in einer absurden Situation. Er fragt nach dem Sinn seines Lebens, aber die Welt schweigt bezüglich ihres Sinnes.
Als Prämisse nimmt Camus das "Leben im Absurden". Im Absurden zu Leben bedeutet, keinen der Terme zu leugnen oder negieren, die die Absurdität hervorrufen. Term 1 ist das Fragen des Menschen, Term 2 ist das Schweigen der Welt. Er begründet diese Prämisse durch die Haltung, sein Schicksal vollständig auf sich nehmen zu wollen und zu tragen. Ich muss bereit und willig sein mein eigenes Schicksal zu tragen, dann bin ich in der Lage "im Absurden zu leben". Leben heißt also das Absurde leben lassen. Und das heißt vorallem dem Absurden ins Auge zu sehen.
Aufgrund der Haltung "im Absurden leben zu wollen" ergibt sich folglich, dass Selbstmord keine Option ist. Selbstmord bedeutet, der Welt einen Sinn zuzusprechen und diesen aber als nichtig zu erkennen. Der Welt einen Sinn zuzusprechen ist aber ein metaphysischer Sprung, da uns die Welt nicht mitteilt, ob sie einen Sinn hat oder nicht. Man würde mit Selbstmord also einen Term leugnen. Der absurde Mensch ist zum Tode verurteilt, aber er ist kein Selbstmörder. Der absurde Mensch stirbt unversöhnt und nicht aus freiem Willen. Er akzeptiert den Tode nicht, er ist ein zum Tode verurteilter.
Im folgenden werden die frei Schlussfolgerungen für das Leben skizziert:
(1) In der Auflehnung bezeugt der absurde Mensch Tag für Tag seine einzige Wahrheit: Die Herausforderung.
(2) Das Absurde macht eine Hoffnung auf eine ewige Freiheit bzw ein ewiges Leben zunichte. Gibt dem absurden Menschen aber gleichzeitig seine Freheit im Hier und Jetzt zurück. In dem Maße wie der Mensch sich als frei empfand und sich deshalb Ziele setzte, im selben Maße war er an die Forderungen dieser Ziele gebunden. Durch seine moralischen Vorstellungen wurde er ebenfalls eingeschränkt. Der absurde Mensch begreift, dass er eigentlich gar nicht frei war, es aber jetzt ist. Das Absurde sagt: Es gibt keinen Morgen. Diese Erkenntnis ist von nun an der tiefe Grund der Freiheit. Man durchblickt die Illusion der Freiheit und fühlt sich von nun an seinem Leben fremd. Die Freiheit ist die zweite Schlussfolgerung.
(3) Die unglaubliche Interessenlosigkeit in allem außer der puren Flamme des Lebens ist die dritte Schlussfolgerungen. Die pure Interessenlosigkeit folgt aus der schlichten Indifferenz von allem. Es gibt kein morgen. Es ist ein Leben ohne Trost und eine Gleichgültigkeit gegenüber der Zukunft. Aber die Leidenschaft zu der puren Flamme des Lebens ergibt sich daraus, dass der absurde Mensch den Term des Lebens nicht negieren darf. Er muss dem Tod mit Auflehnung entgegen blicken und daher eine Leidenschaft für das Leben haben.
Nachdem Camus die drei Schlussfolgerungen erläutert hat, geht er auf einige Eigenheiten des absurden Menschen ein:
Der absurde Mensch tut nichts für die Ewigkeit und leugnet es auch nicht. Der absurde Mensch kennt keine Moral, alles ist erĺaubt. Das ist aber kein Ausruf der freude, sondern eine Feststellung. Die folgen aller Handlungen sind gleichwertig, gewissensbisse unnötig. Der absurde Mensch ist der Ansicht, dass die Folgen einer Tat werder gut noch böse sind, sondern dass er die Folgen mit heiterer Ruhe betrachten muss. Der absurde Mensch ist bereit zu zahlen. Es gibt verantwortliche aber keine Schuldigen, alles was den Menschen zur Arbeit und Betriebsamkeit anhält gebraucht dieHoffnung. Aber Hoffnung gibt es nicht.
Camus kommt zum Schluss noch auf den Bezug zum Mythos des Sisyphos zu sprechen.
Die Götter hatten Sysiphos dazu verurteilt, einen Felsen unablässig einen Berg hinaufzuwälzen, von dessen Gipfel der Stein kraft seines eigenen Gewichts wieder hinunterrollte. Die Strafe ist die Arbeit ohne Aussicht. Der Grund für diese Strafe ist laut einer Überlieferung, dass Sisyphos die Götter nach seinem Tod bat, nochmal auf die Erde zurückzukehren. Aber als er wieder die Sonne und den Wind der Welt schmeckte wollte er nicht wieder in die Unterwelt zurückkehren. Er lebte noch einige Jahre in der Welt bis die Götter ihn zurück in die Unterwelt warfen, wo sein Fels schon bereit lag. Sisyphos ist der absurde Held aufgrund seiner Leidenschaft für das leben als auch seiner Qual. Die Tragik an diesem Schicksal ist, dass Sysiphos bewusst ist, dass seine Arbeit ohne Ende ist. Sein Erfolg, den Fels auf den Gipfel gebracht zu haben ist nicht gekrönt von Hoffnung auf ein Ende. Die verborgene Freude Sisyphos: sein schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache. Der absurd Mensch sagt ja und seine Anstrengung hört nicht mehr auf. Man muss sich sysiphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.