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Mo 04.04.2022

F. hat Magenschmerzen und ist seit vier Uhr wach. Ich wollte ja morgens um diese Zeit zwei Stunden arbeiten, aber auch heute spüre ich, dass ich nur Scheiße schreibe, wenn ich so müde am Laptop sitze. Über eine Kleinigkeit gerate ich mit F. in Streit und sie schläft nach etwas Geschrei nochmal ein. Ich dusche, rasiere mich, koche Spinat mit Kichererbsen für heute und morgen und singe dabei die Partitur für die STACHELSCHWEINE. In meinem Messenger kann man die Abspielgeschwindigkeit verringern und ich treffe ganz langsam und voller Inbrunst die richtigen Töne. Als ich mich verabschiede, hat C. im Bett das Kissen über dem Kopf. Pokere ich zu hoch?
Die Frage stelle ich mir nochmal, als ich auf dem Weg nach Potsdam eine Nachricht von A. erhalte. Für einen Hörspielwettbewerb können wir bis zum 1. Mai unser Hörspiel einreichen. Wir beschließen, dass wir am Donnerstag Tonaufnahmen für die Auto-Geräusche machen und ich jemanden für den Mix suche.

Als ich am Potsdam Hauptbahnhof mit meinem Fahrrad im Fahrstuhl bin, fragt eine kräftige Frau um die Vierzig mit rot getönten Haaren und einem Handwagen, aus dem eine Steckerleiste guckt, ob "das" sein müsse. Sie will nicht, dass ich mit dem Fahrrad mit ihr im Fahrstuhl bin, der jetzt aber schon fährt. Sie verweist auf Corona und den Mindestabstand. Meine Frage, ob denn dieser in dem großen Fahrstuhl nicht gegeben sei, lässt sie nicht gelten. Beim Aussteigen wünscht sie mir eine Infektion und will weiter streiten. Ich muss sie stehen lassen, auch wenn es eine tolle Möglichkeit wäre, ein bisschen Dampf abzulassen. Ob die Frau auch Dampf ablassen wollte?

Während ich am T-Werk auf M. wegen der Besichtigung für die Lesung warte, fragt mich eine junge Frau auf Englisch nach dem Impfzentrum. Ich klingle wahllos an einer Tür, ein schmächtiger Jugendlicher öffnet. Hinter der Tür ist ein Atelierraum mit großen Fotografien und Gemälden, die auf dem Boden ausgebreitet sind. Die Frau und ich erfahren, dass es das Impfzentrum seit zwei Tagen nicht mehr gibt. Die Frau zeigt mir auf dem Smartphone eine E-Mail für das Impfzentrum mit dem heutigen Datum, aber dann ist M. da. Ich wünsche der Frau viel Glück.
Die Besichtigung des Lesungsortes verläuft reibungslos. Es gibt sogar ein nutzbares Klavier, meine Sorge, ein altes Probenklavier stimmen lassen zu müssen, ist unbegründet. Nach der Präsentation des Instruments via Messenger ist auch der Musiker einverstanden. M. und ich erarbeiten ein kleines Raumkonzept, das die Kommiliton:innen noch abnicken müssen.
Nach der Besichtigung lade ich M. zum Essen ein und, nachdem wir ordentlich über alte Arbeitgeber genörgelt haben, stellt sich heraus, dass seine Großeltern Jahrmarktpuppenspieler waren, die mit ihrer Erfindung "Fuchs und Elster" Teil des DEFA-Apparats geworden sind. Das könnte eine schöne kleine Doku werden, in der ich etwas über Kapitalismus und Konzernstrukturen der DDR erfahren könnte. Vielleicht mit der überfälligen Ernst-Busch-Kooperation?

Auf der Rückfahrt in der S-Bahn höre ich zufällig einen alten Download: der Produzent von "Enfant Terrible" ist am Ende seiner Kräfte. Selbst nach einem großen Film-Erfolg bekommt man nach fünf Jahren Vorproduktion nur drei Millionen für den nächsten Film finanziert. Das ist so unterirdisch, dass ich mir vornehme, einen Low Budget Spielfilm zu machen, mit dem ich einen so guten Aufschlag mache, dass ich meine größeren Ideen sofort über VOD oder im Ausland finanziert bekomme - Frankreich, England, USA?


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