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Fr 15.04.2022

Karfreitag. C. erzählt mir von frivolen Erlebnissen auf der gestrigen Party. Immer, wenn andere mir solche Tanz- Schweiß- und Sperma-Geschichten erzählen, werde ich total geil und neugierig und versuche über die Toilettenwand meines Lebens in die Kabine von anderen aufregenden Menschen zu lunzen - um aber wirklich dieses andere Leben zu leben, fehlt mir dann doch die Lust. Ich ziehe mir alberne, aber warme Kleidung an und stapfe zum Umzug der Nachbarn.

Ich bin noch so heiser, dass ich mich darauf konzentriere, wortlos möglichst schwere Dinge zu schleppen, damit man mich in Ruhe lässt. Ich greife aber nach einer Kommode, die so schwer ist, dass ich sie mit jemandem zusammen tragen muss. Im Treppenhaus führen wir die üblichen "Kurvendiskussionen": Geht's? Moment, ich muss umgreifen! Jetzt hier rüber!
Je weniger große Gegenstände aus der Wohnung kommen, desto mehr Männer stehen um die Fahrzeuge und klopfen Sprüche und grübeln, was als Nächstes eingeräumt wird. Aus dem anfänglichen Aktionismus ist eine gemeinschaftliche Problembewunderung gewachsen, eine verbrüdernde Grübelei, es ist ganz toll! Ich bin überrascht, weil die 20-jährige Freundin eines helfenden Pärchens nicht den Spruch "Viele Hände, schnelles Ende" kennt. Sagt das was über sie oder über mich?

Am Nachmittag lösche ich Schriftarten: Mein Betriebssystem hat über die letzten Updates über 20 Sonder-Schriftarten installiert, für die ich im Alltag gar keine Verwendung habe (japanische, bengalische, usw.) Nach dem Löschen füge ich ein paar interessante Schriften für die Titelseite des Graphic-Novel-Drehbuchs hinzu. Die Titelseite soll durch Schriftart und eine Konzept-Zeichnung pure Umblätter-Lust erzeugen!

Mich beschäftigt, dass der Zeichner für die Graphic Novel seit Tagen verschwunden ist. Er reagiert einfach nicht, obwohl er und die Kamerafrau eine Verabredung hatten und ich habe keine Ahnung, ob es ihm gut geht? Immerhin erreiche ich für das Serienkonzept die Szenografin mit den Kindern. Auch sie war tagelang nicht erreichbar und entschuldigt sich wortreich. Wir verabreden uns für kommenden Dienstag und ich freue mich nur halb. Es ist nie schön versetzt zu werden, jetzt bin ich mal an der Reihe.
Zum Abschluss des Tages gucke ich "Barton Fink", der mich auf der impliziten Ebene beeindruckt. Tolle Symbole und Bilder. Dennoch will ich den zynischen Blick auf die (Film-)Welt nicht teilen. Das naive Pathos des linkischen Protagonisten kontrastiert mit der "harten Realität" Hollywoods. In meiner Graphic Novel will ich zeigen, dass Pathos nicht naiv und linkisch, sonder gesund und relevant ist! "Fridays for Future" empfinde ich zum Beispiel als ungemein pathetische Veranstaltung. Aber würde OHNE jemand zuhören?


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